Wiedersehen
Bernhard „Zappel“ Kaiser zu Gast in Eddesse
Bernhard Kaiser, eine Fußball-Legende, ist derzeit eine Art lebender Wanderpokal.
Viele Fussball-Weggefährten vom MTV Eddesse wollen ihn mal bei sich haben. Er ist schließlich der beste Fussballer, den der MTV jemals hatte. Ein echter Spielmacher und der Chef im Ring. „…Ich habe keinen Spieler in Eddesse gesehen, der den Ball besser abdecken konnte…“, schwärmt Kaisers ehemaliger Mitspieler Harro Hein.
Vor 30 Jahren gab Kaiser die Regie im MTV-Spiel ab und wanderte nach Kanada aus. Bis zum 8. Juli ist er zu Gast im Peiner Land.
Nach 8500 Flugkilometern und ein paar Kilometern im Leihwagen genoss Kaiser die Einfahrt in Eddesse. „…Es spannt und kribbelt immer noch…“, sagt er nach seiner Rückkehr. In jenem kleinen Ort im Nordkreis landete er nach der Vertreibung aus Schlesien und begann dort im Weltmeisterschaftsjahr 1954 mit dem Fussballspielen. Ein Achtjähriger, der den Ball kräftig trat aber auch streichelte. Beim MTV wuchs eine goldene Fussballer-Generation heran, die den kleinen Klub bis in die Bezirksklasse führte. 21 Jahre gestaltete Kaiser das Spiel der 1. Herren. Inzwischen ist er 69 und spielt immer noch Fussball. Aus seinem MTV sind die Calgary Kickers geworden. Eine Freizeitmannschaft mit zahlreichen Auswanderern aus Deutschland, die immer wieder auf Freundschaftsspiel-Tour geht. Wir sind vom Alter her eine ganz gemischte Truppe. Von 40 bis „scheintot“ ist alles dabei, scherzt Kaiser.
Der Torwart der Kickers pariert auch noch mit 74. Donnerstags wird trainiert. Aber Im Knie knackt und knirscht es manchmal etwas, gibt Kaiser zu, aber es ist schön, dass es noch geht. Nur schneller bin ich nicht geworden. Launig erzählen liegt ihm. Vor allem, wenn es um das Thema Fussball geht. Mit seinen wuchtigen Handwerker-Händen gestikuliert er dabei. Der gelernte Bauschlosser gründete in Calgary eine kleine Holzbau-Firma, die Häuser renoviert.
Gepackt hat es auch sein Sohn Burkhard und zwar bis zur Teilnahme an einer Junioren-Fussball-Weltmeisterschaft. Ballgefühl und Spielübersicht hat Bernhard Kaiser nämlich vererbt. Seine beiden Söhnen Christian (43) und Burkhard (42) überzeugten bei den Calgary Celtics. Der Jüngere spielte sich sogar schon als 16-Jähriger in die U18-Nationalelf Kanadas. Wie es sich für einen Kaiser gehört, spielte er Libero. Er war sehr beweglich und auch gefährlich im Spiel nach vorne, erzählt der Vater stolz. Beim WM-Qualifikationsturnier der Kontinentalzone Nord- und Mittelamerika in Trinidad und Tobago lösten die Kanadier das Ticket für die Junioren-WM 1987 in Chile. Burkhard wurde zum wertvollsten Spieler des Qualifikationsturniers gewählt. In Chile bekam es sein Sohn mit den Fussballmächten Brasilien und Italien sowie Nigeria zu tun. Mit Pech schied das Team in der Vorrunde aus. Nach einer Achillessehnen-Verletzung musste Burkhard Kaiser seiner Karriere vor zehn Jahren beenden. Aber in der vergangenen Saison ist er mit seinem Team kanadischer Meister in der Ü35-Liga geworden, berichtet der Vater von einem tollen Comeback.
Ohnehin: In Kanada ist der Name „Kaiser“ ein Begriff!
Nach seiner aktiven Zeit arbeitete Burkhard Kaiser als Jugendtrainer bei den Calgary Foothills. Drei Jahre trainierte er dort Owen Hargreaves und Kevin McKenna und gilt damit als einer ihrer wichtigsten Förderer. Nach seiner Zeit bei Bayern München spielt Hargreaves inzwischen für Manchester United, McKenna räumt beim 1. FC Koeln als Defensivspieler ab. Bernhard Kaisers Sohn hat immer noch einen guten Kontakt zu Hargreaves. Meine Enkels tragen sein Manchester-Trikot, erzählt Kaiser senior, dessen Fussballerherz mehr für den FC Barcelona schlägt. Als Mittelfeldspieler muss man diese Spielweise einfach lieben, betont er.
Schon im kommenden Jahr plant der Auswanderer seinen nächsten Besuch in Eddesse. Dann würde er am liebsten mit seinen Calgary Kickers kommen und ein Freundschaftsspiel gegen eine Allstar-Mannschaft des MTV austragen.
Mit freundlicher Genehmigung der Peiner Allgemeinen Zeitung wurde der Zeitungsartikel auf der Website des MTV-Eddesse e. V. seit 1890 veröffentlicht.